2014 erzähle ich meine Idee einem alten Freund und Architekten, Hans-Peter Meyer von Vitalarchitektur Meyer in Weitnau im Allgäu. Und auch der ist vom Gedanken euphorisiert, ein cleveres Hauskonzept für günstiges Bauen zu entwickeln.
Gemeinsam mit seinem Vitalarchitektur-Team diskutieren wir auch andere Bau-Konzepte, wie beispielsweise die Containerbauweise oder die Bauweise mit Fertigelementen. Allerdings kommen wir immer wieder auf die Holz-Ständerbauweise zurück, weil sie eine ganze Reihe von unschlagbaren Vorteilen bietet:
Aus diesen Gründen bleiben wir bei der Holzständerbauweise und sind mit dieser Entscheidung glücklich.
Warum eigentlich kein Tiny-House?
Auch andere Themen werden rauf und runter diskutiert. Beispielsweise die Tiny-House Thematik. Wäre es nicht zeitgemäßer, noch kleiner zu bauen? Von einem Micro- oder Tiny House spricht man wenn die Wohnfläche kleiner als 40 m² ist. Für uns, die wir seit vier Jahren auf acht Quadratmetern im Wohnmobil leben, arbeiten und reisen, würde das immerhin einer Verfünffachung unserer Wohnfläche entsprechen.
Doch alle Kalkulationen zeigen, dass sich die Kosten von 80 auf 40 m² logischerweise nicht einfach halbieren lassen. Hohe Einmalkosten für die technische Ausstattung wie Heizung, Wasser- und Strominstallation sind weitgehend gleich, ungeachtet der Größe des umgebenden Gebäudes. Dass die Leitungen bei einem größeren Haus etwas länger werden, fällt kostenmäßig dagegen kaum ins Gewicht. Deshalb liegen die Quadratmeterpreise für ein schlüsselfertig gebautes Tiny-House in der Regel eher über als unter € 2.000,- pro Quadratmeter, weil die hohen Einmalkosten auf eine geringere Fläche umgelegt werden. Natürlich sind die flächen- und raumbezogenen Kosten nicht zu unterschätzen, wenn das Haus zwei Meter länger und breiter wird. Von den Wänden über das Dach bis hin zur Dämmung und Fassade erhöhen sich die Kosten proportional zum Anstieg der Gebäudefläche. Und logischerweise dauert der Bau umso länger, je größer die Bude wird.
Einen nicht zu unterschätzenden Entscheidungsgrund gegen ein Tiny House ist das Streben nach Wertbeständigkeit und Investitionsschutz. Mit einem eigenen Haus möchte man ja auch einen Wert schaffen, der im Falle eines Verkaufs zumindest die eingesetzten Kosten wieder einspielen sollte. Auch wenn Tiny Houses derzeit in aller Munde sind, dürfte die Nachfrage nach Häusern unter 40 m² Wohnfläche doch recht bescheiden sein. Das erschwert die Wiederverkaufbarkeit des Hauses oder drückt zumindest auf den Preis.
Zu dieser Erkenntnis verhelfen mir u.a. auch die Ergebnisse einer Studie, die die Internetplattform https://tiny-houses.de/ im Jahr 2013 anstellt. Darin zeigt sich unter anderem, dass selbst unter den Nutzern der Tiny-House-Plattform die meistenn Leute ein Haus zwischen 50 bis 80 m² Wohnfläche anstreben, was dann gar nicht mehr als Tiny House gilt. Bei der Analyse der Studienergebnisse gewinne ich immer mehr den Eindruck, dass die Leute eigentlich gar kein Tiny House suchen, sondern "NUR" einen tiny price. Würde man 100 m² Wohnfläche zum Preis von 50 m² bekommen, würden sich wohl die meisten Leute für die 100 m² entscheiden.
Ausgenommen von dieser Aussage sind natürlich all jene Tiny House Fans, die nicht allein wegen der geringeren Kosten, sondern auch aus ideologischen Gründen wegen des kleineren, ökologischen Fußabdrucks ein Tiny House bauen würden.